15.07.2013

Der Weg in den Wahnsinn: (Magisterarbeits-)Entwicklertagebuch Teil sonstwas: ANGEMELDET!

Ich weiß: Schande über mich, dass ich so lange hier nichts mehr geschrieben habe.

Was soll ich sagen? Ich habe beschlossen Teile meiner Freizeit auf andere Dinge zu lenken. Hauptsächlich, weil ich der Anthropologie zu bestimmten Teilen überdrüssig bin. Wobei, so ganz stimmt das nicht. ich mag das Fach und seine ganzen Fragestellungen noch, es ist nur dass der ganze Kram abseits dieser Fragestellungen mir im Laufe des letzten Jahres mehr und mehr auf die Nerven ging.
Außerdem habe ich im letzten Jahr festgestellt, dass die Welt noch so viel mehr zu bieten hat, als staubige, alte Universitätsgebäude (auch wenn ich diesem Text jetzt im Computerraum unseres schönen Neubaus schreibe).

Ich will trotzdem noch mein Studium beenden und habe auf dem Weg dorthin letzte Woche endlich eine riesengroße Hürde übersprungen: Ich habe meine Magisterarbeit offiziell angemeldet.


Was heißt das? In sechs Monaten, genauer gesagt, spätestens am 14.01.2014, muss ich meine Magisterarbeit fertig geschrieben und abgegeben haben. Danach muss ich nur noch drei Prüfungen innerhalb eines Monats hinter ich bringen und kann dann endlich arbeitslos auf der Suche nach neuen Möglichkeiten sein.

Ich bilde mir gerne ein, dass der Weg hin zur Anmeldung der schwerere für mich war. Ich habe Angst vor Menschen, ich habe Angst davor zuzugeben, dass ich etwas versäumt habe, ich habe Angst davor gehabt in mein Studienbuch zu schauen und zu sehen, wie viele Semester ich augenscheinlich 'verschwendet' habe. Für mich war natürlich keines dieser Semester verschwendet. Ich weiß ganz genau, was ich in jedem getan habe und, mit vielleicht einer Ausnahme, stehe ich noch immer hinter jeden einzelnen Entscheidung. 
Ich habe mir deshalb trotzdem ins Hemd geschissen. Ich gehe auf die 30 zu und studiere immer noch. Um mich rum laufen Menschen, die nicht einmal mehr wissen, wie ein Magisterstudiengang aufgebaut ist und denen man erklären muss, warum zum Teufel man in so einem biblischen Alter eigentlich noch an der Uni ist.

Es ist eigentlich interessant zu sehen, was man alles so während einer Magisterarbeit lernt, was nicht direkt mit dem Studium selbst zu tun hat. Man lernt Eigenverantwortung, man lernt mit seinen eigenen Schwächen klarzukommen und man lernt sich selber besser kennen. Ich habe mir im Laufe der letzten Monate mal wieder viel über mich selbst gelernt. Wie ich mich in bestimmten Situationen verhalte und was ich machen kann um besser mit meinen eigenen Ängsten klarzukommen. Allein die Tatsache diese Dinge frei artikulieren zu können ist für mich ein großer Schritt, denn lange Zeit habe ich gedacht, ich könnte all diese Dinge aus der Welt schaffen, wenn ich mich nur genug zwingen würde. Nur funktioniert das so nicht. Zwang und Druck helfen für kurze Zeiten, aber irgendwann brechen diese Systeme immer zusammen.

Ich bin gespannt wie die kommenden sechs Monate werden. Sie werden mit Sicherheit anstrengend. Auf der anderen Seite kann ich das machen was ich ziemlich gut kann. Texte lesen, Fragen stellen und Ideen formulieren. Ich habe keine Zweifel, dass am Ende von diesem Prozess eine Arbeit stehen wird, mit der ich zufrieden sein werde und die vielleicht sogar tatsächlich etwas aussagen kann.

Keine Ahnung ob es in den nächsten Monaten hier nun häufiger Updates geben wird. Immerhin muss ich meine Zeit ja mit anderen Dingen verbringen. Allerspätestens in sechs-sieben Monaten wird man hier jedoch wieder was hören. Wenn ich dann endlich fertig bin.

Ich kann kaum glauben, dass ich diesen Satz tatsächlich geschrieben habe.